Auf den Steintafeln des Nationalen Bergarbeiterdenkmals bei der „Léiffrächen“ in Kayl sind die Namen von über 1500 Opfer des Luxemburger Bergbaus eingraviert. Unter ihnen Nic. Massard, der Bruder meines Vaters.
Die Umstände seines tödlichen Unfalls erhellen aus den Berichten der damaligen Zeitungen, die im Folgenden chronologisch erfasst sind.
Luxemburger Wort, Nr. 72/73 vom 13. März 1937, Seite 6:
Rümelingen, 13. März. Gestern vormittag gegen 11 Uhr ereignete sich in der Grube „Steinberg“ ein ernster Betriebsunfall. In dem Stollen, in dem der Hauer Nikolas Massard arbeitete, löste sich unerwartet ein viel Zentner schwerer Erzblock. Dieser riß Massard mit zu Boden und begrub ihn unter sich. Seine Arbeitskameraden bemühten sich sofort um ihn, doch hatte der Tod bereits sein Werk getan. Massard war 26 Jahre alt und in Tetingen wohnhaft.
Escher Tageblatt, Nr. 62 vom 15. März 1937, Seite 3:
Rümelingen, 15. März. Tödlicher Grubenunfall. In der Grube Steinberg wurde der Arbeiter Nic. Massard von einem schweren Erzblock getroffen. Der Unglückliche Arbeiter wurde zur Stelle getötet. Er war 26 Jahre alt und hinterläßt eine Witwe und Kinder.
Obermosel-Zeitung, Nr. 61 vom 15. März 1937, S. 3:
Rümelingen, 14. März. Im Betriebe der Grube Steinberg verunglückte am Freitag der 26jährige Bergmann Nik. Massard, wohnhaft in Tetingen. Er war im Pfeilerrückbau beschäftigt, als unverhofft ein Erzblock von der Decke fiel und ihn niederriß. Der Unglückliche erlitt so schwere innere Verletzungen, daß er bald verschied. Er war verheiratet und Vater von drei Kindern.
Luxembourg – Journal du Matin, n° 74 du 15 mars 1937, page 3:
Rumelange. — Accident mortel. — A la minière Steinberg, l’ouvrier Nicolas Massard a été surpris par un immense bloc de minerai qui s’était subitement disloqué de la voûte d’une galerie. Le malheureux fut tué sur le coup. Il était âgé de 26 ans et domicilié à Tétange.
Luxemburger Wort, Nr. 75 vom 16. März 1937, S. 6:
Rümelingen. 16. März. Ueber den Unfall, den der Hauer Nikolas Massard aus der Bahnhofstraße in Tetingen in der Grube „Steinberg” erlitt, wird weiter berichtet: Gegen 8 Uhr vormittags hatte Massard drei Minen zur Entzündung gebracht. Der Stollen wurde nach Vorschrift auf seine Festigkeit geprüft. Nachdem das Erz in die Förderwagen verladen war, wozu man etwa zwei Stunden brauchte, versuchte Massard an einer Stollenwand ein gelockertes Erzstück mit dem Hebeisen zu entfernen. Der Grubenarbeiter Nicolas Weich [sic] aus der Kreuzstraße in Schifflingen stand neben ihm und beleuchtete mit der Grubenlampe die Arbeitsstelle. Unerwartet löste sich ein etwa 20 Zentner schwerer Erzblock, der aus einer Höhe von etwa 2 Meter, dicht an Weil [sic] vorbei, niederfiel und Massard zu Boden drückte. Seine Arbeitskollegen mußten Hilfe herbeiholen, um den Erzblock zu entfernen. Leider trat der Tod bald nachher ein. Massard hinterläßt eine Witwe mit drei unerwachsenen Kindern.
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Nicolas Massard wurde am 26. April 1910 in Tetingen geboren. Er war der Sohn des damals 36jährigen Bergmanns Nicolas Massard (1874-1941) und der ebenfalls 36jährigen in zweiter Ehe verheirateten Maria Köhle (Koehle) (1873-1941), deren erster Mann, Jules Léon Wenzel (Wentzel), 1899 verstorben war. Das Ehepaar Massard-Koehle hatte am 7. Oktober 1909 in Sarreguemines (Moselle) geheiratet.
Ihr Sohn Nic., das in Tetingen wohnende und mit Maria Quiring verheiratete Unfallopfer, starb am 12. März 1937 um zwölf Uhr vormittags. Sein 21jähriger Bruder Mathias, ebenfalls Bergmann (damals noch Schlepper), wurde um vier Uhr nachmittags auf der Rümelinger Gemeinde vorstellig, um den Tod des Verunglückten anzuzeigen.
Das Zivilbegräbnis fand am Sonntag, dem 14. März 1937, um drei Uhr nachmittags auf dem Tetinger Friedhof statt. Der Leichenzug setzte sich ab der Wohnung des Verstorbenen, „rue Siedler 19“, in Bewegung. In der Todesanzeige im „Escher Tageblatt“ vom 13. März, in der auch die Halbgeschwister der Brüder Massard aufgezählt werden, stand irrtümlicherweise, Nicolas Massard sei in Tetingen gestorben. Dem widerspricht die Sterbeurkunde.
Literatur über das Bergarbeiterdenkmal
- Kauffmann, Jules, 1990: Kayl. Das Denkmal am “Sperrewee”. Gemeindeverwaltung Kayl-Tetingen, Éditpress Luxembourg, 250 S.
- Klein, Sam, 2024. Das nationale Bergarbeiterdenkmal: Ein Zeugnis von Mut und Opfer. Tageblatt 2024, Nr. 287, 7./8. Dezember 2024, S. 10.
- Uni.lu C2HD: Die Geschichte des Nationalen Bergarbeiterdenkmals in Kayl.
- Wikipedia: Monument national des mineurs.